ISO 27001 und Datenschutz: Eine unschlagbare Kombination für Ihr Unternehmen
In der heutigen digitalen Welt sind Daten das Fundament vieler Geschäftsprozesse. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Informationen stets aktuell, korrekt und geschützt sind. Hier kommen zwei eng verwandte, aber oft getrennt betrachtete Disziplinen ins Spiel: Informationssicherheit und Datenschutz. Während Informationssicherheit alle wertvollen Daten eines Unternehmens umfasst, konzentriert sich der Datenschutz speziell auf personenbezogene Daten.
Die gute Nachricht: Eine Zertifizierung nach ISO/IEC 27001:2022, dem international anerkannten Standard für Informationssicherheitsmanagementsysteme (ISMS), kann enorme Vorteile für den Datenschutz in Ihrem Unternehmen bringen. Die Anforderungen an Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität sind im Grunde identisch, lediglich der Fokus auf den Personenbezug unterscheidet den Datenschutz.
Warum Ihr Datenschutzbeauftragter (DSB) von einer ISO 27001-Zertifizierung profitieren kann:
1. Systematische Identifikation personenbezogener Daten (Assets) Die ISO 27001 fordert eine detaillierte Inventarisierung und Klassifizierung aller „Assets“ – das sind alle Ressourcen, die für ein Unternehmen schützenswert sind. Dazu gehören IT-Systeme, Datenbanken, Anwendungen und Dokumente. Diese umfassende Beschreibung hilft Ihrem DSB, schnell zu erkennen, wo und in welchem Umfang personenbezogene Daten vorhanden sind und verarbeitet werden. So können Daten leichter nach ihrem Schutzbedarf kategorisiert werden, z.B. als Gesundheits- oder Finanzdaten. Die Kontrolle A.5.9 der ISO 27001 zur Inventarisierung und Klassifizierung ist hierbei eine direkte Unterstützung für das Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten (VVT) und die Risikoerkennung.
2. Unterstützung bei der Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) Gemäß Artikel 35 der DSGVO ist eine DSFA notwendig, wenn eine Datenverarbeitung ein hohes Risiko für die Rechte und Freiheiten natürlicher Personen darstellt. Eine gute Asset-Beschreibung, wie sie die ISO 27001 verlangt, vereinfacht die Risikobewertung erheblich. Sie zeigt auf, welche Daten betroffen sind, wie und wo Verarbeitungsvorgänge stattfinden und welche Schutzmaßnahmen bereits implementiert sind. Ohne diese Basis kann eine DSFA fehlerhaft oder unvollständig sein. Eine ISO 27001 Zertifizierung liefert somit wertvolle Grundlagen für DSFAs.
3. Verbessertes Risikomanagement und Zugriffskontrollen Die ISO 27001 verlangt ein systematisches Risikomanagement. Eine präzise Asset-Liste deckt Bedrohungen und Schwachstellen für jedes Asset auf und zeigt, welche Sicherheitsmaßnahmen (wie Verschlüsselung, Zugriffskontrollen und Backup-Strategien) erforderlich sind. Kontrolle A.5.10 der ISO 27001 (Prinzip der geringsten Rechte) stellt sicher, dass nur befugte Personen Zugriff auf personenbezogene Daten erhalten. Dies erleichtert Ihrem DSB die Überprüfung von Rollen, Berechtigungen und Zugriffskonzepten in IT-Systemen und verhindert unbefugte Zugriffe.
4. Effektive Reaktion auf Datenschutzverletzungen Im Falle einer Datenschutzverletzung (Art. 33 DSGVO) ist schnelles Handeln entscheidend. Eine umfassende Asset-Dokumentation hilft dabei, die betroffenen Daten und Systeme zügig zu identifizieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten, wie das Sperren von Zugängen, Wiederherstellen von Datenbeständen oder Informieren betroffener Personen. Dies reduziert Haftungsrisiken und die Gefahr von Geldbußen. Darüber hinaus trägt ein systematisches Business Continuity Management (BCM), das von ISO 27001 gefordert wird, zur schnellen Wiederherstellung der Verfügbarkeit personenbezogener Daten im Falle eines technischen Zwischenfalls bei (Art. 32 Abs. 1 lit. c DSGVO).
5. Vereinfachung von Vertragsprüfungen bei Auftragsverarbeitern und Dienstleistern Die ISO 27001-basierte Asset-Beschreibung liefert die Grundlage dafür, welche Daten an Dienstleister übermittelt werden. Ihr DSB kann gezielt prüfen, ob ein Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) vorliegt, ob der Dienstleister alle erforderlichen Schutzmaßnahmen einhält und ob Daten in Drittstaaten gelangen. Dies erleichtert die notwendige Prüfung der strengen DSGVO-Anforderungen für Auftragsverarbeitungsverhältnisse, welche detaillierte Vorgaben zu Gegenstand, Dauer, Art, Zweck, Datenkategorien, Weisungsbefugnis, Vertraulichkeit, Unterauftragnehmern, Unterstützung bei Betroffenenrechten, Sicherheitsmaßnahmen (Art. 32 DSGVO) und Datenlöschung/-rückgabe nach Beendigung der Verarbeitung umfassen.
6. Erleichterung von Audits und Nachweisen Eine vollständige Asset-Liste und die umfangreiche Dokumentation der Informationssicherheit zeigen auf einen Blick, welche Systeme personenbezogene Daten enthalten und welche technischen und organisatorischen Maßnahmen (TOMs) vorhanden sind. Dies ist eine wichtige Hilfe für Ihren DSB bei seiner Überwachungstätigkeit, bei Anfragen von Aufsichtsbehörden (Rechenschaftspflicht gemäß Art. 5 Abs. 2 DSGVO) und bei Kundenanfragen zum Datenschutz. Die Gewissheit durch Kontrollen von kompetenten Dritten (Auditoren) spart zudem Aufwand für die Überwachungstätigkeit des DSB.
7. Unterstützung bei Speicherfristen und Löschprozessen Gemäß Art. 5 Abs. 1 lit. e DSGVO dürfen personenbezogene Daten nicht länger als notwendig gespeichert werden. Die Asset-Dokumentation hilft Ihrem DSB zu überprüfen, ob automatische Lösch- oder Anonymisierungsprozesse existieren, wer für die Datenlöschung verantwortlich ist und ob auch Backup-Daten nach Ablauf der Fristen gelöscht werden.
8. Umfassende technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) Die 93 Controls der ISO 27001 sind detaillierte Vorgaben und Maßnahmen, die ein Unternehmen zur Gewährleistung der Informationssicherheit umsetzen sollte. Viele dieser Controls unterstützen direkt die Erfüllung der TOMs nach Art. 32 DSGVO. Beispiele hierfür sind:
- A.8.28 Verschlüsselung personenbezogener Daten: Gewährleistet die in der DSGVO geforderte Pseudonymisierung und Verschlüsselung sowie den Schutz personenbezogener Daten bei der Übertragung.
- A.8.12 Datensicherung (Backup & Recovery): Verbessert die Verfügbarkeit personenbezogener Daten, die Art. 32 Abs. 1 lit. b DSGVO fordert, und unterstützt bei der Untersuchung von Datenschutzverletzungen.
9. Synergien bei Sensibilisierung und Schulung Da die Anforderungen an die Informationssicherheit und den Datenschutz inhaltlich nahezu identisch sind, abgesehen vom Personenbezug im Datenschutz, können gemeinsame Schulungen effizient durchgeführt werden. Kontrolle A.5.7 (Sensibilisierung zur Informationssicherheit) fördert dies. Dies senkt den Gesamtschulungsaufwand und verringert die Wahrscheinlichkeit von Datenschutzverletzungen durch Fehlverhalten oder mangelndes Wissen der Mitarbeiter.
Fazit:Die ISO 27001-Zertifizierung ist weit mehr als nur ein Informationssicherheitsstandard. Sie bietet Ihrem Unternehmen einen systematischen und umfassenden Rahmen, der die Einhaltung datenschutzrechtlicher Vorgaben erheblich vereinfacht und verbessert. Durch die Verzahnung von Informationssicherheit und Datenschutz können Synergien genutzt, Aufwände reduziert und die Compliance gestärkt werden. Dies schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern stärkt auch das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter und Kunden in Ihr Unternehmen. Es empfiehlt sich daher, die Zuständigkeitsbereiche Informationssicherheit und Datenschutz zu verknüpfen und von den Vorteilen einer integrierten Strategie zu profitieren.